Tierfund-Kataster: App gegen Wildunfälle
Im Herbst steigt das Unfallrisiko stark an: Wildtiere sind vermehrt unterwegs auf der Suche nach einem Winterquartier, zugleich fällt der Berufsverkehr in die Dämmerung. Deutlich häufiger betroffen als angenommen sind kleinere Tiere, etwa Fasan oder Marder: Sie sind Opfer jedes fünften registrierten Wildunfalls. In jede zehnte Kollision sind Feldhasen verwickelt. Das hat der Deutsche Jagdverband (DJV) nach Auswertung von 40.000 Datensätzen aus dem Tierfund-Kataster (www.tierfund-kataster.de) ermittelt.
Derzeit erfolgt keine einheitliche und standortgenaue Erfassung von Wildunfällen. Das statistische Bundesamt vermerkt nur Unfälle mit Personenschaden. Diese entsprechen gerade einmal 1 Prozent der Wildunfälle, die Jäger jährlich für Reh, Hirsch und Wildschwein ermitteln. Das seit Ende 2016 bundesweit bestehende Tierfund-Kataster ermöglicht erstmals eine einheitliche und ortsgenaue Aufnahme von Wildtierfunden. Aktuell unterstützen bereits 7.800 Nutzer das Projekt. Wissenschaftler der Universität Kiel werten die Daten aus und ermitteln Unfallschwerpunkte, die es für die Sicherheit von Mensch und Tier zu entschärfen gilt.
„Jeder kann mithelfen, Straßen für Mensch und Tier sicherer zu machen - einfach unsere Tierfund-App nutzen“, sagt DJV-Präsidiumsmitglied Wolfgang Heins. Die Daten lassen sich direkt vor Ort über die kostenlose Smartphone-App oder über das Internet eintragen. Dabei werden verschiedene Informationen wie Fundort, Tierart und Todesursache abgefragt. Die Erfassung der Daten ist durch eine automatische Zwischenspeicherung auch ohne Internetverbindung möglich. Das Eintragen der Informationen dauert nur wenige Minuten. Minuten, die helfen können, Leben zu retten.
Seit Oktober 2017 beteiligt sich der DJV mit dem Tierfund-Kataster an einem Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Straßenwesen. Ziel ist es, gemeinsam mit der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg herauszufinden, wie sich die Zahl der Wildunfälle reduzieren lässt.
Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein hat das Kataster entwickelt. Seit Ende 2016 ist es bundesweit nutzbar. Weitere Informationen zum Tierfund-Kataster gibt es hier.